Pilgern auf dem Jakobsweg

Nachdem ich aus meinem England-Urlaub zurück war juckte es mich schon wieder in den Füßen um eine neue Reise zu unternehmnen.Prompt erhielt ich ein Angebot zu einer interessanten Sache: Pilgern auf dem Jakobsweg!

JA… das passt zu meinem Füßekribbeln dachte ich mir und nach kurzer Vorbereitung mit Rucksack und Schlapphut gings auch schon los.
AirBerlin brachte mich von Nürnberg via Mallorca nach Galizien. Nun standen mir 6 Tage bevor, in denen ich zu Fuß  120 Kilometer bewältigen sollte. Hab ich mir das auch gut überlegt? Naja, jetzt bin ich schon hier, also los!!!

Pro Tag waren ca. 22 KM angesagt. Der erste Tag lief super Leute, es war tolles Wetter und ich wanderte voller Tatendrang durch die Felder, Wälder, Auen
vorbei an Bächen, Weiden und kleinen Bauernhöfen und zwischendrin kehrte ich in einer Bar ein um einen Cafè solo zu trinken.
Ach ist das schööön! Ich traf immer wieder mal andere Pilger und mit einem fröhlichen „Olà, buen Camino!!!“ grüßten sich Menschen aus aller Herren Länder. Das machte Spaß und lief auch die nächsten Tage so. Leider hatte ich am 2ten Abend trotz gutem Schuhwerks Blasen und ich musste meine armen, geschundenen Füße pflegen. Meine Mitpilgerin hat mich blöderweise auch noch mit verbundenen Füßen fotografiert, wie peinlich…
Aber Indianer kennen keinen Schmerz und am nächsten Tag lief ich trotzdem wie ein junges Reh, und wie die Tage vorher auch, Landschaft, Landschaft ,Landschaft wohin man auch schaut.
Das ist sowas von beruhigend und der Gedanke, dass das Ziel kontinuierlich näher rückt ist doch tatsächlich etwas störend.
Ich lernt Leute aus Neuseeland, Mexico, Italien, Taiwan, Irland, Belgien usw. kennen und hatte tolle Gespräche, natürlich auf englisch.
Der Belgier ist doch tatsächlich in Belgien vor seiner Haustür losgelaufen und war nun schon 2300 KM gelaufen!!!
So setzte ich also Tag für Tag Schritt vor Schritt, vergaß meine Blasen und genoss die schöne Umgebung und war dann doch sehr schockiert, als ich am sechsten Tag
auf dem Hügel von Monte do Gozo stand und zum ersten Mal auf Santiago de Compostela blickte. Ich hatte noch knapp 4 KM zu gehen, schon ca. 115 KM hinter mir,
hab mich sauwohl gefühlt beim Laufen und nun sollte schon  ankommen? Wollte ich das wirklich? Tja, ich entschied mich also die Endphase einzuläuten und meinen Zieleinlauf
vorzubereiten.
In Santiago angekommen hab ich natürlich, wie man das als Pilger so macht, die Kathedrale vom Nebeneingang Portico de la Gloria betreten und war beeindruckt.
Meine offizielle Pilgerurkunde in lateinischer Schrift habe ich mir im Pilgerbüro ausstellen lassen. Dort musste ich erst mal ewig anstehen da ich ja nicht der einzige Pilger war.
Aber nach knapp einer Stunde war ich dran. Mein Pilgerausweis wurde kontrolliert und die Stempel die man überall sammeln muss geprüft.
Allem Anschein nach ist alles in Ordnung und dann hatte ich das begehrte Dokument. HURRA, jetzt bin ich offizieller Pilger auf dem Jakobsweg, eine klasse Auszeichnung!

Ich nahm natürlich auch an der Pilgermesse teil. Zuerst wird vorgelesen, wieviele Pilger am Vortag aus welchen Nationen Santiago nach ihrer Pilgerwanderung erreicht haben.
Dann beginnt ein ganz besonderes Spektakel.  An einem ca. 30 Meter langen Seil wird ein fast ca. 1,5 Meter hohes Weihrauchfass – der botafumeiro – aus der Kirchenmitte von der Decke heruntergelassen
und nach dem Hochamt von mindestens acht Männern in Schwung gebracht. Danach schwingt dicht über den Köpfen der Menschen das Weihrauchfass bis hoch unter die Decke der Seitenschiffe.
Das hat Gänsehaut-Effekt, wirklich ergreifend und die Kathedrale war vollgestopft mit Pilgern und anderen Leuten.
Innerlich sehr bewegt hab ich dann noch die Silberbüste des Heiligen Jacobus hinter dem Altar besucht. Danach bin ich noch durch die Stadt gelaufen und über den gerade stattfindenden Mittelaltermarkt gebummelt.
Am nächsten Tag fuhr ich dann noch für zwei Tage nach Finisterre, das ist an der Atlantikküste und früher dachte man, man wäre am Ende der Welt angelangt weil nur noch Wasser zu sehen war. Hier vollzog ich dann noch ein altes Pilgerritual: die hier angekommenen Pilger verbrennen ihre Kleidung oder Gegenstände, die sie auf ihrer ganzen Pilgerwanderung dabei/angehabt haben.
Da ich meist meine ungemein praktische, apfelgrüne Trägerhose anhatte konnte ich die leider nicht verbrennen, sonst hätte ich nackt nach Hause gehen müssen, aber meine Wanderschuhe hab ich dem Ritual geopfert. Ich kann euch sagen es war ein super Urlaub!! So kam ich also zu einem absolut  neuen, beeindruckenden Erlebnis. Mal sehen was als nächstes auf mich wartet….

1 Responses to Pilgern auf dem Jakobsweg

  1. bonifaz sagt:

    Moin Klobiber,

    na sowas, ich dachte schon, Du seist im Linksverkehr unter die Ränder gekommen, und nun gibt es diesen Bericht von Dir. Na, da hast Du ja eine mächtige Strecke hinter Dich gebracht, Respekt.

    Liebe Grüße,
    der Bonifaz

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